Solarpflicht in Deutschland: Was Eigentümer wissen sollten

Laut Statistischem Bundesamt sind deutschlandweit Mitte 2024 mehr als drei Millionen Photovoltaikanlagen installiert. Seit dem neuen Gebäudeenergiegesetz zeichnet sich in deutschen Neubauten sogar ein Trend zu Solarpaneelen als Teil der Standardausstattung ab. Tatsächlich besteht schon jetzt in einigen Bundesländern und Kommunen eine Solarpflicht in Deutschland. Im nächsten Jahr werden weitere Regionen nachziehen. Wann und wo ist die Installation einer Photovoltaik- oder Solarthermieanlage vorgeschrieben?

Energetishe Vorgaben: Wann und wo kommt in Deutschland eine Solarpflicht?

Mit dem neuen Gebäudeenergiegesetz hat sich im Jahr 2024 einiges für deutsche Hausbesitzer und Bauherren verändert. Neu installierte Heizungen müssen ihre Heizwärme fortan zu mindestens 65 Prozent aus erneuerbaren Energien speisen. Zudem sind neu geplante Häuser zur Orientierung am KfW-Effizienzhaus-Standard 55 verpflichtet. Kurzum heißt das, dass die Gebäude höchstens 55 Prozent der Primärenergie eines definierten Referenzgebäudes verbrauchen sollen. Im Konkreten ergibt sich aus den Vorgaben ein Jahresprimärenergiebedarf von maximal 40 Kilowattstunden pro Quadratmeter, was nur durch Energieeffizienzmaßnahmen erreichbar ist. Zudem dürfen pro Haus höchstens 70 Prozent des Transmissionswärmeverlustes entstehen, der durch den Neubau-Grenzwert vorgegeben wird. Obwohl nicht explizit verlangt, ist zum Erreichen dieses Standards neben einer guten Fassaden-, Dach- und Kellerdämmung die Installation von Solaranlagen eine häufig eingesetzte Maßnahme, so teils auch in Kombination mit einer energieeffizienten Wärmepumpe.

Nicht nur in Neubauten, sondern auch im deutschen Gebäudebestand zeichnet sich langsam ein Umschwung in Richtung klimaneutraler Energieversorgung durch Sonnenkraft und Umweltwärme ab. Die Sanierung älterer Immobilien zum Energieeffizienzhaus 55 wird bis heute durch hohe Zuschüsse gefördert und mit relativ günstigen Modernisierungskrediten unterstützt, sodass Eigentümer einen Anreiz haben. Dabei gelten Solaranlagen als eine der wichtigsten Säulen energieeffizienter Gebäude und sind ein Herzstück der bis 2045 geplanten Klimaneutralität. Im Rahmen des mittlerweile geltenden Effizienzhaus-55-Standards sind sie in den meisten deutschen Regionen noch nicht vorgeschrieben. Eine tatsächliche Solarpflicht für Neubauten, Gewerbeimmobilien und teils bei Dachsanierungen besteht bereits heute allerdings in

  • Baden-Württemberg
  • Hamburg
  • Berlin
  • Amberg
  • Bonn
  • Gütersloh
  • Konstanz
  • Marburg
  • Neu-Ulm
  • Tübingen
  • Waiblingen

Gut zu wissen: Ausnahmen von der Solarpflicht

Ausgenommen sind auch von einer bereits bestehenden Solarpflicht meist Grundstücke und Häuser, wo der wirtschaftliche Betrieb einer Photovoltaikanlage nicht realistisch ist. Beispielsweise bei zu starker Verschattung oder unzureichender Dachneigung.

Solarpflicht nach Bundesland: Wo in Deutschland was geplant ist

Vielerorts ist mittlerweile von einer bald schon bundesweiten Pflicht zur Installation von Photovoltaik- oder alternativ dazu Solarthermieanlagen die Rede. Denn wenn der komplette Energiebedarf der Bundesrepublik bis 2045 mit erneuerbaren Energien gedeckt werden soll, muss sich die in Deutschland installierte Nennleistung an Sonnenkraft vervielfachen. Zu diesem Zweck haben einige Bundesländer die Solarpflicht eingeführt oder planen dies in naher Zukunft. Im Bundesland

  • Baden-Württemberg gilt die Pflicht zur Installation von solarthermischen Anlagen seit Januar 2022 für Büro- oder Geschäftshäuser und seit Mai 2022 auch für Wohngebäude.
  • Bayern gilt eine Solarpflicht für öffentliche Gebäude mit mehr als 50 Quadratmeter großen Dächern. Zudem müssen seit März 2023 Solaranlagen auf gewerblichen Bauten installiert werden. Für neue Wohngebäude und bei geplanten Dachsanierungen gibt es bisher nur eine Empfehlung.
  • Berlin gilt eine Pflicht für alle ab 2023 neu errichteten Gebäude, die eine Dachnutzfläche von mindestens 50 Quadratmetern haben. Dabei muss die Solaranlage mindestens 30 Prozent des Daches einnehmen. Für bestehende Immobilien greift die Pflicht bei stärkeren Dachumbauten.
  • Brandenburg gilt für öffentliche und gewerbliche Gebäude bei Komplettsanierungen der Dachhaut sowie neuen Bauanträgen eine Solarpflicht. Allerdings nur, wenn das Dach mindestens 50 Quadratmeter misst.
  • Bremen existiert seit Juli 2024 bei umfangreichen Sanierungen von mindestens 25 Quadratmeter großen Dächern die Pflicht zu einer Photovoltaikanlage mit einer Mindestleistung von einem Kilowatt-Peak. Bei allen ab Juli 2025 eingehenden Bauanträgen gilt die Photovoltaik-Pflicht auch für Neubauten mit einer Dachfläche von mindestens 50 Quadratmetern. Dabei muss die Hälfte des Daches mit Paneelen ausgestattet werden.
  • Hamburg gibt es ab 2023 eine Solarpflicht für Neubauten und bei wesentlichen Dachumbauten von Bestandshäusern. Mindestens 30 Prozent der Dachfläche müssen dabei mit Paneelen ausgestattet werden.
  • Hessen gilt nur für landeseigene Bauten eine Photovoltaik-Pflicht.
  • Mecklenburg-Vorpommern besteht keine Solarpflicht.
  • Niedersachsen müssen Gebäude seit Anfang 2023 so gebaut werden, dass sich Solaranlagen nachrüsten lassen. Zudem sind Solarpaneele auf neuen Gewerbeimmobilien mit mehr als 75 Quadratmeter großen Dächern verpflichtend. Seit 2024 gilt die Verpflichtung auch für öffentliche Neubauten. Zudem soll sie ab 2025 für Wohngebäude und bei wesentlichen Dachsanierungen greifen. Dabei muss die Hälfte des Daches mit Solarmodulen ausgestattet werden.
  • Nordrhein-Westfalen sind Solaranlagen seit 2023 auf kommunalen Neubauten verpflichtend. Seit 2024 müssen auch gewerblichen Neubauten mit Modulen belegt werden. Ab 2025 sollen auch Wohnhäuser von der Pflicht betroffen sein. Für gewerbliche und private Bestandsbauten greift sie ab 2026, wenn eine Komplettsanierung eines mindestens 50 Quadratmeter großen Daches ansteht.
  • Rheinland-Pfalz gibt es seit 2023 für neue Gewerbebauten eine Solarpflicht. Seit 2024 greift sie auch für Neubauten und bei Dachsanierungen von landeseigenen Gebäuden. Zudem müssen Wohngebäude mit Bauanträgen ab 2024 nachrüstbar sein.
  • Saarland existiert keine Solarpflicht.
  • Sachsen gibt es keine Solarpflicht.
  • Sachsen-Anhalt wurde keine Solarpflicht beschlossen.
  • Schleswig-Holstein gilt seit 2023 eine Photovoltaik-Pflicht für gewerbliche Neubauten. Ab 2025 kommt zudem eine Solarpflicht für neue Wohnhäuser.
  • Thüringen gibt es keine Photovoltaik-Pflicht.
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Fazit: Bundesweite Solarpflicht ist künftig wahrscheinlich

Unabhängig von den bisherigen Beschlüssen der deutschen Bundesländer hat das Europäische Parlament für sämtliche EU-Mitgliedsstaaten eine Solarpflicht vorgeschlagen. Bis 2030 sollen demnach schrittweise Solaranlagen auf öffentlichen Bauten und Nichtwohngebäuden installiert werden. Danach auch auf neuen Wohngebäuden. Durch diese EU-Pläne scheint eine bundesweite Solarpflicht in Zukunft sehr wahrscheinlich. Vor diesem Hintergrund ist es umso sinnvoller, unabhängig von der aktuellen gesetzlichen Lage im eigenen Bundesland Solarmodule oder Solarthermieanlagen in Neu- und Umbaumaßnahmen einzuplanen.

 

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