Rückgang des EU-Solarmarktes 2025
Der Halbjahresbericht 2025 von SolarPower Europe markiert eine historische Wende: Erstmals seit über einem Jahrzehnt schrumpft der Solarmarkt der EU. Mit einem Minus von 1,4 % wird 2025 weniger PV-Leistung installiert als im Vorjahr – trotz ambitionierter Klimaziele. Das Wachstum, einst Motor der Energiewende, gerät ins Stocken. Die Gründe sind vielfältig: Auslaufende Förderungen, wirtschaftliche Unsicherheiten und fehlende Anreize. Die Frage ist nun: Was bedeutet das für die Energiewende und die EU-Ziele 2030?
Inhalt
- 1 Was bedeutet der Rückgang des EU-Solarmarkts 2025?
- 1.1 Historische Trendwende: Erstmals rückläufiger PV-Zubau in der EU
- 1.2 Förderstopp und Zinsanstieg bremsen private Photovoltaik
- 1.3 Unternehmens-PV im Rückwärtsgang: PPA-Markt bricht dramatisch ein
- 1.4 Utility-Scale bleibt stabil: Großanlagen trotzen dem Negativtrend
- 1.5 EU-Klimaziele in Gefahr: 2030-Ziel rückt in weite Ferne
- 1.6 Symbolischer Rekord im Schatten des Rückgangs
- 1.7 Fazit
Das Wichtigste in Kürze zum Rückgang des EU-Solarmarktes 2025
- Negatives Wachstum: Der PV-Zubau sinkt 2025 auf 64,2 GW – ein Rückgang von 1,4 % gegenüber 2024.
- Private Nachfrage schwächelt: Der Rückgang betrifft vor allem Dachanlagen in Haushalten – Förderungen laufen aus.
- Corporate PPAs brechen ein: Firmeninterne Stromverträge sinken um 41 %.
- Freiflächenanlagen stabil: Großprojekte bleiben durch Auktionen und Speicherintegration konstant.
- 2030-Ziele gefährdet: Bei gleichbleibendem Zubau werden nur 723 statt 750 GW erreicht.
Was bedeutet der Rückgang des EU-Solarmarkts 2025?
Der Rückgang zeigt ein Ende des zehnjährigen PV-Booms. Ohne neue Förderungen und politische Maßnahmen droht eine Verfehlung der EU-Klimaziele 2030 trotz Rekordanteil von Solarstrom am Strommix.
Historische Trendwende: Erstmals rückläufiger PV-Zubau in der EU
Die EU erlebt 2025 einen bislang ungekannten Einschnitt im Solarmarkt. Laut SolarPower Europe fällt der Zubau erstmals seit zehn Jahren. Nach 65,1 GW im Jahr 2024 werden 2025 nur noch 64,2 GW neu installiert – ein Rückgang von 1,4 %. Damit endet ein Jahrzehnt des Wachstums. Besonders eindrucksvoll war der Anstieg 2022 (+47 %) und 2023 (+51 %), während 2024 mit lediglich +3,3 % bereits erste Ermüdungserscheinungen zeigte.
Der Trend ist nun eindeutig negativ. Der Rückgang überrascht Branchenkenner nicht: Viele Akteure hatten bereits 2022 und 2023 aus Furcht vor Förderkürzungen vorgezogen investiert. Diese Vorzieheffekte leeren nun den Markt. Besonders betroffen sind Länder mit ausgelaufenen Zuschüssen wie Italien, Niederlande und Österreich. Auch stagnierende Nachfrage bei Endverbrauchern verschärft die Entwicklung. Die einst ungebremste Dynamik des PV-Marktes scheint gestoppt.
Förderstopp und Zinsanstieg bremsen private Photovoltaik
Der stärkste Rückgang zeigt sich im Bereich privater Dachanlagen. In vielen Mitgliedsstaaten liefen 2024 zentrale Förderprogramme aus, die zuvor während der Energiekrise eingeführt worden waren. Ohne finanzielle Anreize sinkt die Attraktivität für Haushalte spürbar. Österreich, Italien, Belgien, Ungarn, Tschechien und die Niederlande melden einen drastischen Einbruch der Neuinstallationen. Hinzu kommt die Inflation: Steigende Bauzinsen und Materialpreise machen Investitionen unattraktiver.
Gleichzeitig schrecken lange Genehmigungsprozesse und Netzanschlussprobleme potenzielle Betreiber ab. Die Energiekrise hatte einen Boom ausgelöst, der nun ohne weitere politische Unterstützung abebbt. Auch in Deutschland ist eine leichte Abkühlung zu beobachten, obwohl das Land weiterhin einer der Hauptmärkte bleibt. Die einstige Dynamik wird aber nicht mehr erreicht. Entscheidend wird nun sein, ob neue Programme für Speicher, Netzintegration und Eigenverbrauch geschaffen werden. Ohne sie bleibt der Rückgang bestehen.
Unternehmens-PV im Rückwärtsgang: PPA-Markt bricht dramatisch ein
Neben Privathaushalten trifft es auch die Industrie. Besonders deutlich wird dies am Einbruch der Corporate Power Purchase Agreements (PPAs). Diese unternehmensinternen Stromabnahmeverträge galten lange als starker Treiber des PV-Ausbaus. Doch im ersten Halbjahr 2025 sinkt das Volumen dieser Verträge europaweit um 41 %. Die Gründe sind vielfältig: Viele Unternehmen haben ihre Energieprojekte bereits vorgezogen oder reagieren vorsichtig auf wirtschaftliche Unsicherheiten. Hohe Zinsen machen Projektfinanzierungen unattraktiver.
Zudem ist der Strommarkt derzeit durch volatile Preise und Netzengpässe gekennzeichnet, was Planbarkeit erschwert. Besonders mittelständische Firmen verzichten zunehmend auf neue PV-Investitionen. Auch fehlende steuerliche Anreize spielen eine Rolle. Diese Entwicklung ist problematisch, da PPAs bisher als Wachstumsmotor fungierten. Ohne geeignete Rahmenbedingungen für langfristige Stromverträge droht eine weitere Abkühlung im Industriesektor. Der Rückgang bei Unternehmens-PV wirkt damit doppelt: als ökonomischer Verlust und als Hemmnis für die Energiewende.
Utility-Scale bleibt stabil: Großanlagen trotzen dem Negativtrend
Trotz des Rückgangs zeigt sich ein Segment überraschend robust: der Bereich großflächiger PV-Anlagen. Diese sogenannten utility-scale-Projekte profitieren weiterhin von staatlichen Auktionen, langfristigen Einspeiseverträgen und der Integration von Stromspeichern. Viele dieser Anlagen sind wirtschaftlich effizient und skalierbar, was Investitionen auch bei unsicherer Marktlage attraktiv macht. Besonders in Spanien, Polen und Griechenland ist der Ausbau großer PV-Parks ungebrochen.
Hinzu kommt, dass Großprojekte oft besser ans Netz angeschlossen werden können als kleine Anlagen. Auch internationale Investoren setzen vermehrt auf dieses Segment. Die Kombination aus stabiler Planung, zunehmender Speicherfähigkeit und regulatorischer Sicherheit macht utility-scale derzeit zum stabilisierenden Faktor im EU-Solarmarkt. Allerdings reicht dieses Wachstum nicht aus, um den Rückgang in anderen Bereichen auszugleichen. Es braucht daher auch Anreize für kleinere und mittlere Projekte, um das Gleichgewicht wiederherzustellen.
EU-Klimaziele in Gefahr: 2030-Ziel rückt in weite Ferne
Der Rückgang 2025 hat gravierende Folgen für die langfristige Klimastrategie der EU. Laut dem RePowerEU-Plan sollen bis Ende 2025 insgesamt 400 GW an Solarleistung installiert sein. Diese Marke wird mit einer Prognose von 402 GW wohl erreicht. Doch das eigentliche Ziel liegt weiter entfernt: 750 GW bis 2030. Dafür müssten jährlich im Schnitt rund 70 GW neu zugebaut werden. Mit nur 64,2 GW im Jahr 2025 wird diese Vorgabe deutlich verfehlt.
Bleibt dieses Niveau konstant, erreicht die EU bis 2030 lediglich etwa 723 GW – also 27 GW zu wenig. Die Konsequenz: Emissionsziele geraten in Gefahr, nationale Ausbaupläne müssen nachjustiert werden. Besonders problematisch ist, dass es sich nicht um eine einmalige Delle handelt, sondern um strukturelle Herausforderungen. Die EU steht nun unter Zugzwang. Es braucht entschiedene Maßnahmen, um den Wachstumspfad zu reaktivieren. Sonst könnten die Klimaziele zur Makulatur werden.
Symbolischer Rekord im Schatten des Rückgangs
Trotz aller Rückgänge verzeichnet die Solarenergie im Jahr 2025 einen symbolträchtigen Erfolg. Im Juni ist sie erstmals die wichtigste Stromquelle in der EU. Mit einem Anteil von 22,1 % überholt sie Kohle, Gas und Windkraft. Das zeigt das enorme Potenzial der Technologie – auch in schwierigen Marktphasen. Doch dieser Erfolg darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Solarbranche unter Druck steht. Ohne gezielte Maßnahmen könnte dieser symbolische Höhepunkt bald wieder Vergangenheit sein.
Gerade weil Solarstrom immer wichtiger wird, sind stabile Rahmenbedingungen essenziell. Dazu zählen Genehmigungserleichterungen, Netzanschlüsse, Speicherintegration und flexible Förderinstrumente. Die Solarbranche hat gezeigt, dass sie liefern kann – jetzt liegt der Ball bei der Politik. Es braucht Tempo, Investitionssicherheit und langfristige Planung. Nur so wird aus einem symbolischen Erfolg ein nachhaltiger Entwicklungspfad für die Energiezukunft Europas.
Fazit
Der EU-Solarmarkt 2025 erlebt erstmals seit zehn Jahren einen Rückschritt – trotz Rekordwerten bei der Stromerzeugung. Ohne politische Kurskorrektur droht eine Verfehlung der 2030-Ziele. Neue Anreize, beschleunigte Genehmigungen und Speicherförderung sind entscheidend. Die Solarenergie bleibt Schlüssel zur Energiewende – aber nur, wenn Wachstum wieder möglich wird.